Die Geschichte zur Isola San Giulio ist sagenhaft und schwer zu glauben. Der heilige Julius von Novara wurde im 4. Jahrhundert von Kaiser Theodosius I. in Byzanz auf Missionsreise geschickt. Sein Bruder Julianus soll ihn dabei begleitet haben. Nach 99 auf der langen Reise erbauten Kirchen (Gemeinden) erreichte Julius den Lago d’Orta in der Provinz Novara. Voller Tatendrang ‚lief‘ er – wundersam gestützt durch sein Gewand und seinen Stock – hinüber zur Insel, um diese von Drachen und bösen Schlangen zu befreien. Natürlich gelang die Mission.
Daraufhin begann Julius mit dem Bau der 100. Kirche. Bemerkenswert: Der Überlieferung nach warf Julius Arbeitsgeräte hinüber zu seinem Bruder in Gozzano und verletzte ihn dabei. Die angeblichen Blutspuren der Verletzung sind noch heute nahe dem See auf einem Felsen zu erkennen. Nach seinem Tod wurde Julianus in Gozzano in der Kirche, die seitdem seinen Namen trägt, beigesetzt.
Die Isola San Giulio am Ortasee
In der Folgezeit (etwa im 9. Jahrhundert) nahmen Bischöfe aus Novara Besitz von der Isola San Giulio und errichteten dort einen Bischofssitz, der bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auch als Sommerresidenz der Fürstbischöfe genutzt wurde. Im Jahre 1844 wurde schließlich das Priesterseminar fertiggestellt, in dem heute noch Benediktinerinnen des Ordens ‚Mater Ecclesiae‘ leben. Nach dem Anlegen des Schiffs führt der Rundweg vorbei an der Basilika und einmal um die Insel herum. Die Häuser zeigen sich allerdings recht verschlossen, durch die Enge des Weges sind kaum aufregende Motive zu entdecken.
Bei der Kirche gibt es eine kleine Taverna, die von außen eher schlicht wirkt, zur Seeseite aber mit einer schönen Terrasse aufwartet. Das Ristorante San Giulio ist sicherlich kein Gourmet-Tempel, aufgrund des Andrangs aber nicht immer Herr der Lage; die Terrasse ist eng bestuhlt und stimmungsvoll. Der Souvenirshop nahe des Kirchenportals ist überflüssig, sorgt aber wohl für die nötigen Einnahmen. Das letzte Linienschiff verlässt die Isola recht zeitig, danach besteht die Möglichkeit der Überfahrt nur noch mit privaten Booten. FAZIT | Ein Besuch der Insel ist für einige am Ende doch eher enttäuschend; der Weg der Stille, so wird er genannt, ist ein Weg durch Häuserschluchten. Es gibt kaum Möglichkeiten ans Wasser zu gelangen, schöne Ausblicke sind selten.